|
Anders – na und?
Menschen, die sich äußerlich oder aufgrund einer anderen
Kultur oder Religion von einem selbst unterscheiden, werden häufig in
Frage gestellt. Aber wie sieht es mit der eigenen Identität aus? Wie
viel Toleranz und Akzeptanz bringen wir unseren Mitmenschen entgegen?
Diesen Fragen widmete sich in ihrem zweiten Ausbildungsjahr die
Erzieher-Klasse 09.
In zwei parallel laufenden Projekten konzentrierten sich die angehenden
Erzieher auf die Altersklasse der 11- bis 14 Jährigen, die bereits bei
einem Karikaturen-Wettbewerb zum selben Thema die meisten Einsendungen
aufwiesen.
  
Während eine Erzieher-Gruppe für unsere Region sensibilisierte und auf
die nationale Minderheit der Sorben aufmerksam machte, richtete die
zweite Gruppe ihr Augenmerk auf das Outfit schlechthin. Demzufolge
fanden auch die beiden Gruppen in ihren langfristigen Vorbereitungen
unterschiedliche gestalterische Ansätze, um ihren Ideen konkrete Formen
zu geben:
So machte sich eine Erzieher-Gruppe das nahende Osterfest zunutze, um
sorbische Sitten und Bräuche lebendig werden zu lassen. Haben Sie schon
einmal darüber nachgedacht, wie viel von Ihrem familiären Osterfest
seinen Ursprung im Sorbischen hat? „Witajče k nam k našim serbskim
jutram“ hieß es für 25 Mittelschüler einer 6. Klasse aus Hoyerswerda.
Die Schüler zeigten sich gut informiert und ließen sich zu Brot und Salz
willkommen heißen, zum sorbischen Schustertanz bitten, zum Verzieren von
Eiern auffordern sowie zum Spiel „Waleien“ einladen. Bereits die
dekorierte Aula des Beruflichen Schulzentrums ließ den kreativen und mit
allen Sinnen behafteten Charakter des Projektes erkennen.
Im Gegensatz dazu erwartete die zweite Erzieher-Gruppe
Mittelschüler einer 6. Klasseaus Bernsdorf in der Sporthalle des
Beruflichen Schulzentrums zu einer Talkrunde.
Bei „Let´s talk about …“ wurde Tacheles geredet: Ist dir dein äußeres
Erscheinungsbild wichtiger als eine Freundschaft? Wie oft kaufst du dir
Klamotten? Würdest du für eine bestimmte Kleidergröße abnehmen? Sind
Markenklamotten besser? Die Mittelschüler fanden sich in den Antworten
der coolen Nadine, der dicken Anett, der Realistin Tina, der Oma Marlen,
der auf gestylten Caro und des Rollstuhlfahrers David wieder, mussten
sie doch selbst im Vorfeld in einer anonymen Umfrage Stellung beziehen.
Wie empfindsam und sensibilisiert die Schüler für gesellschaftliche
Probleme sind, zeigten auch die künstlerischen Statements zum eigenen
Outfit: „Bunt sind alle meine Kleider“, „Alles ist möglich“, „Ich lass
mir meinen Kleidungsstil nicht vorschreiben“, „Ich habe meinen Stil“,
„Keine Angst vor neuen Klamotten“, „Aussehen ist nicht alles“ sind z.B.
Resümees zu den eigenen Collagen.
Das glaubhafte und überzeugende Rollenspiel der Talkrunde und die
individuelle Auseinandersetzung mit dem Thema bewirkte positive
Veränderungen im Denken bei den Mittelschülern. So will man denn neben
der Freude am Miteinander Aussehen und Charakter fest im Auge behalten.
(LSG)
|
|
|